Mitternachtsspitzen
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Einträge vom: 08.03.2024

DIE WELT IST EIN DORF!

Wie man sich doch irren kann. Bisher dachte ich immer, ich sei ein Unikat, und Frauchen meint das auch. Wenn ich meine selbst einstudierte Ballakrobatik zeige oder einen Indianertanz aufführe, bei dem garantiert jeder Häuptling vor Neid erblasst, lacht sie, bis ihr die Tränen kommen und sagt, Nelly, du bist wirklich einmalig. Stellen Sie sich nun mein Entsetzen vor, als ich mich heute beim Waldgassi urplötzlich meinem Zwilling gegenübersah! Ich stehe jetzt noch unter Schock, das können Sie mir glauben. Der Schrecken schlug mir augenblicklich auf die Eingeweide, und ich musste mich schleunigst ins Unterholz verdrücken.

Zuerst glaubte ich an irgendeinen dämlichen Aprilscherz, oder mein Double wäre eine Art Fata Morgana und würde sich bei genauerem Hingucken in Luft auflösen. 


Aber weit gefehlt. Nachdem sich mein Innenleben beruhigt hatte und ich wieder aus dem Gebüsch hervorkroch, sah ich ihn mitten auf dem Waldweg liegen, wo er zwei Schmetterlinge beobachtete, die in der Sonne spielten und sich abwechselnd hinter dem linken und dem rechten Ohr kratzte. Hoffentlich hatte der keine Flöhe! Die springen ja meilenweit und hätten uns auch leicht verwechseln können, ähnlich wie wir uns waren. Er drehte sich nach mir um, wedelte freundlich mit seinem – meinem! - Schwanz und zwinkerte mir vertraulich zu. 


Es war einfach unglaublich. Er hatte genau meine Größe, meine Statur, das gleiche dezente Grau um Schnauze und Brustansatz sowie – leider muss ich es zugeben – das gleiche schwarzglänzende, seidige Fell. Zu seinem Glück besaß er, anders als ich, noch beide Augen. Davon abgesehen glichen wir uns wie ein Ei dem anderen und wären glatt als doppeltes Lottchen durchgegangen, hätte es da nicht „den kleinen Unterschied“ gegeben. Sie verstehen schon, und ich brauche nicht weiter in intime Details zu gehen.


Ansonsten schien mein Klon nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein. Unsere Ähnlichkeit war ihm offenbar noch nicht aufgefallen; er tat zumindest so, als wäre das alles ganz normal. Ich brauchte dringend moralische Unterstützung. Unsere Frauchen waren längst in eine lebhafte Unterhaltung vertieft; sie schwatzten und lachten und achteten nicht weiter auf uns. Hilfesuchend sah ich mich nach Barny um. Aber der hatte inzwischen seine Busenfreundin Emmy entdeckt, ein hübsches Retrievermischlingsmädel; und wenn die auf der Bildfläche erscheint, vergisst er alles andere und hat nur noch Augen für sie. 


Mir war schlecht, ich wollte nach Hause. Zum Glück hatten unsere Frauchen gerade ihren Plausch beendet und verabschiedeten sich mit dem Versprechen, bald wieder gemeinsam spazieren zu gehen. Na, aber das nächste Mal dann bitteschön ohne mich! Wir fingen Barny ein, der sich nur schwer von seiner Emmy losreißen konnte und fuhren nach Hause, wo ich mich sofort in mein Körbchen flüchtete und mir die Decke über den Kopf zog. Bloß nichts mehr hören und sehen. Mir reichte es, vielen Dank, und von Doppelgängern bin ich für den Rest meines Lebens bedient! 


  


Bin ich´s oder bin ich´s nicht???

(Auflösung: Ja, ich bin es - Gott sei Dank!

Frauchen hatte nämlich keine Kamera dabei)

Jetzt am Abend – nach einem ausgiebigen Nickerchen, einem ordentlichen Abendfresschen und mit genügend Abstand – betrachte ich die Angelegenheit schon etwas anders. Ein Zwillingsbruder wäre vielleicht gar nicht so übel. Wenn ich mir überlege, was wir zwei alles anstellen könnten… Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass wir tatsächlich um ein paar Ecken miteinander verwandt sind. Das Leben geht ja manchmal seltsame Wege, und sein Frauchen hat da was erzählt. Mehr darüber demnächst. Mir fallen schon wieder die Augen zu, obwohl ich gerade erst ein paar Stunden geschlafen habe. Das alles war wohl doch ein bisschen viel für mich. 


Also dann, gute Zeit und auf Wiederlesen.


Haben Sie es fein!

Ihre Nelly



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Nickname 08.03.2024, 19.05| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: TIERLIEBE - GELIEBTE TIERE

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ÜBER MICH:Geboren vor 68 Jahren als waschechte Berliner Pflanze, mit reinem Spreewasser getauft und in der Heimatstadt fest verwurzelt geblieben.
Verheiratet mit dem besten aller Ehemänner und glückliches Frauchen von neun allerliebsten Fellnasen.





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