Ausgewählter Beitrag
HAPPY BIRTHDAY TO ME!
Als mein 50. Geburtstag bevorstand, überlegte ich, wie wir ihn begehen sollten. Zu einem großen Fest hatte ich keine rechte Lust. Früher war unsere Familie riesig. Es gab jeden Monat wenigstens drei Geburtstage, die alle gefeiert wurden. Ich fühlte mich einfach übersättigt. Vielleicht in ein paar Jahren wieder, zur Goldenen 55; für den Runden schwebte mir nur ein gemütliches Essen vor mit dem Besten, meinem Papa und höchsten drei oder vier weiteren Gästen.- Irgendwann flüsterte mir jedoch eine innere Stimme zu: Komm schon, dieses eine Mal noch. Sie sind schließlich alle nicht mehr die Jüngsten, und man weiß ja nie.
Am Ende umfasste meine Gästeliste
fünfzig Personen, und bis auf zwei waren sie zur Party vollzählig
versammelt. Nur unsere Tierärztin mit ihrem Mann fehlte, weil sie den Termin
verwechselt hatte und dachte, wir würden erst eine Woche später feiern. Sie
wäre ohnehin entschuldigt gewesen, denn an diesem Sonntagmittag hatte sie in
ihrer Praxis noch einen Notfall zu versorgen.
Es wurde ein rundum fröhliches und
harmonisches Fest. Besonders mein Papa, der schon immer sehr gesellig war und
gern den Entertainer spielte, kam voll auf seine Kosten. Er kannte ja viele der
Anwesenden schon sein halbes Leben oder länger und unterhielt sich glänzend.
Auf Geschenke hatte ich verzichtet und stattdessen um eine Spende für ein
Kinderhospiz gebeten. Von Kleinigkeiten abgesehen hielten sich alle daran. Sie
zeigten sich äußerst großzügig und ich konnte dem „Sonnenhof“ stattliche 732 €
überweisen!
Einen halben Monat später starb mein Papa völlig überraschend. Er hatte eine leichte Grippe mit den üblichen Begleiterscheinungen, wie Gliederschmerzen und erhöhter Temperatur. Abends kam noch die Ärztin und gab ihm eine Spritze. Gegen Mitternacht sagte er zu uns: "Ich bin jetzt müde und ihr seid es auch. Also, geht schlafen. Danke für alles und gute Nacht."
Am nächsten Morgen fanden wir ihn tot in seinem Bett. Er lächelte und wirkte so entspannt, als sei er ganz friedlich eingeschlafen. Für uns war sein plötzlicher Tod ein Schock. Trotzdem freute ich mich, dass ich - meiner Eingebung folgend - den Geburtstag mit den noch übrigen Familienmitgliedern und den alten Freunden gefeiert hatte. So konnten sie ein letztes Mal mit ihm reden und sich von ihm verabschieden.
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