<-- script type="text/javascript" src="/social/snowstorm-min.js"> Mitternachtsspitzen - DesignBlog
Mitternachtsspitzen
Man hat nicht ein Herz für Menschen und eines für Tiere. Man hat ein einziges Herz oder gar keins. ALPHONSE DE LAMARTINE

...mehr

gemeldet am: 27.01.2023 15:57

ICH BIN WIEDER DA!

Noch einmal war es für eine längere Weile ruhig hier auf meinen Seiten. Ich brauchte diese Zeit ganz dringend für mich. Denn was in den vergangenen 6 Jahren an Gefühlen auf mich eingestürmt ist – von Unglauben, Entsetzen und Fassungslosigkeit über Verzweiflung, Traurigkeit, Ekel und Wut – lässt sich  erst nach und nach aufarbeiten. Mein Abscheu vor den Menschen hat sich womöglich noch verstärkt. Es tut mir leid, dass ich zu dieser Rasse gehöre und damit ein Teil all dieser Ungeheuerlichkeiten bin. An manchen Tagen habe ich stundenlang nur wie gelähmt da gesessen und mir die Seele aus dem Leib geweint; aber alle Tränen der Welt reichen nicht aus, um diese armen Geschöpfe zu betrauern. Besonders unerträglich ist mir die Tatsache, dass ich jahrzehntelang von alldem nichts geahnt und einfach so dahin gelebt habe. Mein einziger Trost sind unsere Hunde, und der Sinn meines Lebens besteht von jetzt an darin, alles zu tun, was in meinen bescheidenen Kräften liegt, um ihren Leidensgefährten zu helfen.


Ich bin gefragt worden, warum gerade die Hunde? Was ist mit all den ausgebeuteten und gequälten Nutz-, Schlacht- und Versuchstieren? Auch da versuche ich, gewissenhaft zu leben und den Schaden, den ich anrichte, möglichst gering zu halten. Mit einer entsprechenden Lebensweise lässt sich schon allerhand erreichen. Doch man kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen, und Hunde stehen mir seit meiner Geburt besonders nahe. Tatsächlich waren sie mir schon immer weitaus lieber als Menschen.


Ständig nur anzuklagen und zu verurteilen, bringt allerdings nichts ein. Kritik ist notwendig und angebracht, Missstände müssen aufgezeigt werden, Brutalität und Grausamkeit gegenüber unseren Mitgeschöpfen dürfen kein Tabuthema sein. Denn ganz sicher gibt es da draußen viele wie mich, die bisher völlig ahnungslos waren und sagen: „Hätte ich das alles doch früher gewusst…“ Aber bekanntlich folgt Energie der Aufmerksamkeit. Deswegen will ich hier künftig vor allem von den Erfolgen der Tierschützer in Rumänien (wie in vielen anderen Ländern) und den Silberstreifen am Horizont, die es trotz aller Dunkelheit immer wieder gibt, berichten. Und ich werde von dem Glück und der Freude erzählen, die wir tagtäglich mit unseren Vierbeinern erleben dürfen. Vielleicht gelingt es mir, dem einen oder anderen Leser die Angst vor dem Tierheim-, besonders dem Auslandshund zu nehmen, auf dass möglichst viele dieser armen Wesen den Sprung aus der Hölle in ein Leben schaffen, das den Namen verdient. Das ist meine Art, all die Unzähligen zu ehren, denen ich persönlich nicht zu helfen vermag. Damit wir verstehen, dass Hunde fühlende, leidens- und liebesfähige Geschöpfe sind. Und dass Tierschutz keine Marotte einiger idealistischer, weltfremder Spinner ist, sondern eine allgemeine Sache der Menschlichkeit – eben eine Selbstverständlichkeit.

Nickname 10.03.2025, 19.56| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: AUS DEM LEBEN

DIE WELT IST GROSS

...das Leiden der Tiere ist es auch – nicht nur das der von uns so sehr geliebten Hunde und Katzen, sondern das aller Tiere, die das Pech haben, mit uns Menschen in Berührung zu kommen. Manchmal glaubt man, schon alles gesehen zu haben und schlimmer ginge es nicht mehr; doch dann wird man immer wieder eines anderen belehrt. 

 

Tagtäglich sehen wir neue grausame und erschütternde Bilder von verlassenen, vernachlässigten, gequälten, misshandelten, missbrauchten und brutal ermordeten Geschöpfen. Bilder, die sich in Herz brennen, in die Seele fressen und unseren inneren Frieden zerstören. Wir meinen, den Anblick der geschundenen Seelen nicht länger ertragen zu können, möchten am liebsten die Augen fest zumachen und alles vergessen.


Aber das ist nicht so einfach. „Wer in diesen Abgrund von Qual, welche die Menschen über die Tiere bringen, hineingeblickt hat, der sieht kein Licht mehr; es liegt wie ein Schatten über allem, und er kann sich nicht mehr unbefangen freuen.“ So drückte es Albert Schweitzer aus und er hatte recht. Vor jedes aufkeimende Glücksgefühl schieben sich auf der Stelle die traurigen Bilder und ersticken jedes Fünkchen Lebensfreude im Keim. Ein ganzes Meer ließe sich schon mit den Tränen füllen, die ich in den vergangenen Jahren geweint habe, und jeden Tag kommen neue dazu. 


Klingt sehr nach Selbstmitleid, sagen Sie? Da haben Sie wohl recht. Andererseits sind ein gewisser Selbstschutz und eine Portion Selbstfürsorge kein Egoismus. Außerdem merke ich, dass ich unsere eigenen Vierbeiner gar nicht mehr richtig genießen kann und oftmals direkt ein schlechtes Gewissen habe, weil sie so ein sorgloses, behütetes Leben führen dürfen, während Millionen andere das Notwendigste entbehren müssen. Es ist höchste Zeit für mich, die Reißleine zu ziehen.


Das heißt aber nicht, dass ich mich vom Tierschutz abwenden will, ganz im Gegenteil. Ich werde nur für mich persönlich ein Gegengewicht schaffen, indem ich mich auf die vielen schönen, lustigen, überraschenden, aufregenden, berührenden und manchmal auch dramatischen Momente besinne, die wir mit unseren Fellkindern erleben durften und dürfen. Im Laufe von 66 Jahren Leben mit Tieren kommt da einiges an Erinnerungen zusammen.


Möglicherweise wird es ein ziemliches Durcheinander geben. So eine Art "Kessel Buntes": Lustiges, Trauriges, Biografisches, Nachdenkliches und Zorniges werden sich abwechseln und im Mittelpunkt stehen immer – immer!  - die Tiere, in meinem Fall besonders die Hunde. Sie sind meine Welt, und um sie soll´s vor allem gehen.



Nickname 10.03.2025, 19.56| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: AUS DEM LEBEN

WISSEN IST NICHT IMMER MACHT

Offen gesagt,

ich bin keine Menschenfreundin. Dafür weiß ich zuviel. Und immer, wenn ich denke, jetzt hast du alles gelesen, gehört und gesehen, kommt einer und belehrt mich eines Anderen. Bis auf wenige Ausnahmen kann ich über meine eigene Spezies leider nichts Gutes sagen und nichts Liebenwertes an ihr finden.


Das Problem ist: Ich weiß, dass jeder negative Gedanke, jedes schlechte Gefühl die Weltseele verschmutzt. Sie gleicht ohnehin schon einer gigantischen Müllhalde, verseucht von all dem Hass, der Gewalt, dem Spaß am Töten, der unersättlichen Gier, dem Neid und nicht zuletzt der elenden menschlichen Gleichgültigkeit, aus der der Großteil unseres Elends resultiert. Ich möchte diesem ganzen Unrat möglichst keinen weiteren hinzufügen.

 

Ich muss also versuchen, mich neutral zu verhalten; jeder/jedem gegenüber, immer und überall. Vollkommen wertfrei, ohne jede Be- und Verurteilung. Egal ob Eltern mit kleinen Kindern, SUV-Fahrer, Kreuzfahrtreisende, Fleischesser, Tätowierte, Schönheitschirurgenbereicherer, frühmorgens um sechs oder nachts um halb zwölf ihre Hunde Bellenlasser und viele mehr – auf keinen Fall denken, mein Gott, sind die (dumm, oberflächlich, rücksichtslos…), sondern nur, sie sind.

 

Meine Strategie besteht nun darin, meine Mitmenschen nur soweit zu beachten, dass ich ihnen keinen Schaden zufüge; sie also weder zu beleidigen, mit dem Auto anzufahren, ihnen mit dem Einakufswagen in die Hacken zu karren, sie über den Haufen zu  rennen, noch anderweitig zu verletzen oder schädigen. Ansonsten ignoriere ich sie bestmöglich. Und wenn ich trotzdem Zorn in mir aufsteigen fühle, dann lenke ich mich ab, indem ich tief durchatme und mich auf eines meiner persönlichen Codeweörter konzentriere, mit denen ich angenehme und friedliche Gedanken verbinde. Das funktioniert meistens und hat obendrein den Vorteil, dass ich mein Gegenüber mit schädlichen Schwingungen von meiner Seite verschone.

 

Es bedeutet knallhartes Training, für das man vor allem Disziplin und Ausdauer braucht – beides nicht meine Stärken. Mich trennen noch Lichtjahre davon, perfekt zu sein. Aber bekanntlich macht Übung den Meister, und ich bleibe auf jeden Fall dran. Das ist mein bescheidener Beitrag zum kosmischen Umweltschutz.

 

Damit wir uns richtig verstehen: Neutral sein heißt für mich nicht, gleichgültig sein. Wenn ich mich neutral verhalte, dann mische ich mich nicht ein in die Angelegenheiten anderer Leute, was ja bei vielen ein beliebtes Hobby ist. Ich bewerte und beurteile sie nicht, beobachte sie nicht einmal, sondern nehme einfach nur zur Kenntnis, dass sie da sind. Nicht weniger, nicht mehr.

 

Dagegen ist Gleichgültigkeit, neben der Gier, wohl die schlimmste, am weitesten verbreitete und ansteckendste Krankheit, die es gibt. Wegsehen, wenn andere leiden, sagen, was gehen mich deren Schmerzen an, die Augen verschließen vor fremdem Leid. Das liegt uns nicht; ich möchte sagen, zum Glück. Sicher helfen wir nicht nur Tieren, sondern auch Menschen, wenn wir sehen, dass sie in Not sind. Geld spenden würden wir für Menschen jedoch nur in Ausnahmefällen. Einfach, weil alle es tun und für die Tiere kaum etwas übrigbleibt. Sie haben keine Lobby; es gibt für sie keine Charity-Ladies, die große Spendengalas organisieren, bei denen mehrstellige Millionenbeträge eingesammelt werden. Unsere Mitgeschöpfe sind angewiesen auf die Hilfsbereitschaft einiger weniger Menschen. Deshalb wandert jeder Euro, den wir erübrigen können, in den Tierschutz.

 

Allerdings unterstützen wir mit einer Patenschaft das SOS – Kinderdorf Bukarest. Wir tun dies, weil Rumänien zu den Ländern gehört, in denen Tiere schlimmer als Dreck behandelt werden und ein Tierleben keinerlei Wert besitzt. Wo die Menschen arm sind, sind die Tiere meistens noch ärmer. Und wer sich schon als Kind auf der Straße durchschlagen und zusehen muss, wie er irgendwie überlebt, wird kaum Mitgefühl für andere Lebewesen entwickeln. Sicherheit, Geborgenheit und eine gute Schulbildung sind Voraussetzung dafür, dass irgendwann ein Umdenken stattfinden kann.

Nickname 10.03.2025, 19.56| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: AUS DEM LEBEN

EINE GUTE FRAGE

Sag mal, wann schreibst du nun endlich dein Buch?

 

Diese Frage hörte ich heute wohl zum hundertsten Mal von meiner besten Freundin und sie ist durchaus berechtigt. Seit mindestens zwei Jahren schiebe ich das Unternehmen vor mir her. Aus Faulheit, aus Bequemlichkeit oder warum sonst? Am fehlenden Material liegt es sicher nicht. Unser Leben ist und war schon immer so vielseitig, so anders als alle anderen und nie auch nur einen Tag langweilig. Liegt es vielleicht daran, dass ich denke, ich schreibe nicht schön genug?

 

Schreibe, wie du redest, so schreibst du schön.

 

Diese kluge Regieanweisung für alle Schriftsteller und solche, die es gern werden wollen, stammt ausgerechnet von meinem Lieblingsklassiker Gotthold Ephraim Lessing. Er war vor fünfzig Jahren schuld an meiner Eins im mündlichen Deutschabitur. Aber einfach frei von der Leber weg drauflos schreiben, die Gedanken, wie sie gerade kommen, in die Tastatur fließen lassen ohne Filter und Zensur – das fällt mir bis heute schwer. Vielleicht, weil es oft kritische und unbequeme Gedanken sind, die keiner gern hören oder lesen mag. Aber es sind meine Gedanken, niemand muss sie teilen oder sich zu eigen machen. Papier ist geduldig, hieß es früher, und ich befürchte, ich habe so einige Bäume auf dem Gewissen, denn geschrieben habe ich schon immer gern. Zum Glück gibt es heute Computer, da hält sich die Rohstoffverschwendung in Grenzen. Obwohl der Strom ja auch nicht immer umweltfreundlich erzeugt wird, also irgendwo beißt sich die Katze in den Schwanz.

 

Und dann ist da noch die Frage des Konzepts. So ein Buch braucht doch eine klare Linie, eine ordentliche Gliederung. Vergangenes, soeben Erlebtes und gerade Gedachtes, bei mir geht das alles drunter und drüber. Ich habe im Laufe der Jahrzehnte so viel erlebt – mit Hunden und mit Menschen – habe so viele Erfahrungen gesammelt und Erinnerungen angehäuft, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Und eigentlich müsste ich doch chronologisch vorgehen, einem roten Faden folgen, um meiner Leser nicht zu verwirren. Andererseits, irgendwo muss ich schließlich anfangen, sonst wird nie etwas daraus. Und sortieren kann ich später immer noch. Vielleicht ist das aber gar nicht so wichtig. Viele kennen sicher noch diesen Satz von Heinz Rühmann am Ende der "Feuerzangenbowle": 

 

Wahr sind nur die Erinnerungen,
die wir in uns tragen,
die Träume, die wir spinnen
und die Sehnsüchte, die uns treiben.
Damit wollen wir uns bescheiden.

 

Nun ist das mit meinen Erinnerungen so eine Sache. Sie kommen selten in zeitlicher Abfolge und meistens dann, wenn ich eigentlich an etwas ganz anderes denke. Ich betrachte einen Gegenstand oder ein Foto, höre ein spezielles Lied oder lese einen bestimmten Satz – und schon sind sie da, die Bilder aus der Vergangenheit.

 

Möglicherweise wird es also ein ziemliches Durcheinander geben. So eine Art „Kessel Buntes“: Lustiges, Trauriges, Biografisches, Nachdenkliches und Zorniges werden sich abwechseln und im Mittelpunkt stehen immer – immer!  - die Tiere, in meinem Fall besonders die Hunde. Das ist meine Welt, und um die soll´s hier ja auch vor allem gehen.

 

Entschuldigen möchte ich mich schon jetzt bei allen, die sich von mir vielleicht nicht immer ganz korrekt angesprochen fühlen. Das hat nichts mit mangelndem Respekt zu tun! Ich empfinde diese andauernde Genderdiskussion nur als reichlich albern (aber schön, wenn wir sonst keine Sorgen haben) und es wäre doch auch mehr als betrüblich, hinge mein Selbstverständnis als Frau allein von einem Sternchen und einer kleinen Nachsilbe ab. Sie wissen schon, Lehrer*Innen, Friseur*Innen und so weiter und so fort).

 

Mir scheint, der Bann ist gebrochen. Na dann, (Hunde-)Leinen los!


************************

************************


So sieht es  aus,

wenn eine Seele zerbricht - 

in Rumänien und überall auf der Welt



Nickname 10.03.2025, 19.56| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: ALLERLEI PLAUDEREI

DIE SACHE MIT DEM FADEN

Wissen Sie, was mir total schwerfällt? Neutral zu bleiben. Also, jetzt nicht politisch gesehen. Da finde ich es schon richtig und wichtig, eine eigene Meinung zu haben, die man dann hoffentlich auf dem Stimmzettel zum Ausdruck bringt. Wählen gehen ist nämlich alternativlos; Wahlrecht gleich Wahlpflicht, so wurde ich erzogen. Alles andere wäre erstens undemokratisch und zweitens ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die gar keine echte Wahlmöglichkeit vorfinden, wenn sie an die Urne gerufen werden. Aber das ist jetzt schon höhere Politik, ein Thema, das ich meide wie der Teufel das heilige Weihwasser. Mein Papa sagte immer, Kind, zu Hause kannst du frei reden, wie dir der Schnabel gewachsen ist; nur nicht in der Öffentlichkeit, denn du weißt nie, wer gerade neben dir sitzt oder steht. Vorsicht, Feind hört mit! Diesen Satz werden viele sicher noch kennen.

 

So, da habe ich mich wieder gründlich verquatscht. Das passiert mir andauernd. Ich fange an, etwas zu erzählen, dann schweife ich ab, komme vom Hundertsten ins Tausendste und verliere schließlich den Faden. Wissen Sie übrigens, woher das stammt? Die Sache mit dem Faden, meine ich. Das war doch in der griechischen Mythologie die Geschichte von Theseus und Ariadne. Sie war die Tochter von König Minos. Als Theseus den Minotaurus in dessen Labyrinth aufsuchen und töten wollte, schenkte sie ihm – dem Theseus - den Faden, der ihm dabei helfen sollte, lebendig und ohne sich zu verlaufen, wieder aus dem Labyrinth herauszufinden.

 

Sehen Sie, was ich meine? Ich gehe jetzt besser meine Gedanken sortieren.


Also dann, auf Wiederlesen.

Haben Sie´s fein!

 

 (In Erinnerung an unsere Nelly, die ihre Tagebucheinträge stets mit diesen Worten schloss)



Nickname 10.03.2025, 19.56| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: SEELENGARTEN

DREI FRAGEN HINTER DER TÜR

Biografiearbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Seniorenbeschäftigung. Sie hat den Vorteil, dass alle mitmachen können. Es gibt weder Gewinner noch Verlierer; jede Geschichte ist einzigartig, und die meisten alten Menschen berichten gern aus ihrer Vergangenheit.


Wir haben in der Gruppe einen Herrn – ehemaliger Offizier, Oberlehrer, Buchautor und Weltenbummler -, der nächste Woche seinen einhundertsten Geburtstag feiert. Naturgemäß hat er einige körperliche Einschränkungen, aber geistig ist er fitter als so mancher Fünfzigjährige. Wenn er erzählt, hört man die sprichwörtliche Stecknadel fallen. Er schildert seine Erlebnisse so bildhaft und anschaulich, das man tatsächlich meint, selbst dabei gewesen zu sein.


Vielen anderen fällt es dagegen schwer, so frisch und frei von der Leber weg zu sprechen. Wenn man sie auffordert, nun erzählen Sie uns doch etwas aus ihrem Leben, herrscht oft zunächst betretenes Schweigen. Dann muss man nachhaken und ganz konkrete Fragen stellen. Ist ein solcher Aufhänger gefunden, fließen die Worte in der Regel von allein.


 Nur so zum Vergnügen habe ich mir auch einige dieser Fragen gestellt und war bass erstaunt, was da beim Beantworten alles zutage kam. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen – und versuchen Sie es doch selbst einmal. Manches aus Ihrem Leben sehen Sie dann vielleicht in einem völlig neuen Licht!



Nickname 10.03.2025, 19.54| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: ALLERLEI PLAUDEREI

FRAGE 1: WANN UND WO WURDEN SIE GEBOREN?

Vor neunundsechzig Jahren als echtes Berliner Kindl, ebenso wie achtundzwanzig Jahre zuvor meine Eltern. Meine Mutter war fünfeinhalb Monate älter als mein Vater, was damals noch als ungewöhnlich galt. Die Ehe hat gehalten, in guten wie in schlechten Tagen (von beiden gab es reichlich); bis  meine Mutter mit einundsiebzig Jahren an Krebs starb. Zweieinhalb Jahre haben wir dagegen angekämpft und am Ende doch verloren. Die Krankheit wurde einfach zu spät erkannt. –

 

Getauft bin ich mit reinem Spreewasser und bis heute meiner Heimatstadt treu geblieben.



Nickname 10.03.2025, 19.53| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: ALLERLEI PLAUDEREI

FRAGE2: WAR DAS ZU HAUSE ODER IM KRANKENHAUS?

Ich kam im Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Krumme Lanke zur Welt. Man könnte die Klinik auch als unser Stammhaus bezeichnen, denn meine Mutter, meine Tante, mein Onkel, meine Kusine und mein Cousin wurden ebenfalls dort geboren. Im Laufe der Jahrzehnte gab es dann für verschiedene Familienmitglieder noch den einen oder anderen unfreiwilligen Aufenthalt. Vor zweiundzwanzig Jahren landete ich zum Beispiel ausgerechnet am Karfreitag in der Notaufnahme. Wir hatten gemeinsam zu Mittag gegessen.


Es gab unser traditionelles Karfreitagsgericht: Spinat mit Salzkartoffeln und Ei. Nach dem Essen legten sich meine Eltern für ein Stündchen aufs Ohr, der Beste war schon nach vorne gegangen, und ich räumte noch schnell die Spülmaschine ein. Als ich danach so in Gedanken die Fahrbahn runterging, trat ich auf einen Kienapfel und knickte um. 

 

Kleine Ursache, fatale Wirkung: Es gab ein grässliches Knackgeräusch, dann lag ich auch schon da und konnte mich nicht mehr rühren. Was blieb mir anderes übrig, als laut um Hilfe zu rufen? Zum Glück hörten es mein Vater und der Beste. Sie versuchten, mir beim Aufstehen zu helfen, aber keine Chance, ich konnte mich nicht bewegen. Mein Fuß hatte inzwischen den Umfang einer Bowlingkugel und tat so höllisch weh, dass ich dachte, gleich wirst du zum ersten Mal in deinem Leben ohnmächtig.


 Mit Ach und Krach schaffte es der Beste dann doch noch, mich ins Auto zu hieven, und ab ging es ins Waldfriede. Der Fuß wurde geröntgt, und während ich im Vorraum auf der fahrbaren Trage wartete, hörte ich die Ärztin telefonieren und sagen: „Machen Sie bitte Zimmer 416 frei.“ Ich wusste was das hieß. Zimmer 416 war das Einzelzimmer  für private Zuzahler. Meine Mutter hatte erst kurze Zeit vorher nach ihrer Darmoperation dort gelegen. Och nö, dachte ich, bitte das nicht, nicht gerade jetzt. Es war Ostern, die Pension wie immer zu Feiertagen und für die Zeit danach belegt bis unters Dach und meine Mutter nicht mehr einsatzfähig (sie starb im selben Jahr am 30. November).  


Die Röntgenaufnahmen zeigten einen komplizierten Bruch des rechten Sprunggelenks sowie des Volkmann´schen Dreieicks (das liegt hinten am Fuß, oberhalb der Ferse). Dumm gelaufen, das kann man wohl sagen. Es folgten siebzehn Tage Krankenhausaufenhalt und eine  schwierige Operation, die dann auch noch verschoben werden musste. Der Arzt fragte mich nämlich am Tag vorher, ob ich irgendeine Allergie hätte. Mir fiel ein, dass ich auf nickelhaltige Ohrclips immer mit starkem Juckreiz und Ekzemen reagierte. Ich brauchte daher eine Titanplatte, die das Krankenhaus nicht vorrätig hatte und erst bestellen musste. Für meinen Fuß eben nur das Beste. Aber anders hätte es üble Komplikationen geben können, also hatte ich eigentlich noch Glück im Unglück.

 

Jetzt durfte ich vom Krankenbett aus Verschiedenes organisieren. Der Beste brachte mir sämtliche Buchungen für die kommenden drei Wochen, und ich rief alle Gäste an. Leider könnten wir bis auf Weiteres nur einen eingeschränkten Service bieten. Wollten sie gegen einen Preisnachlass trotzdem kommen oder die Reservierung stornieren? Es waren viele Stammgäste darunter, und bis auf zwei Absagen reisten alle an. 


Ausgerechnet in dem Jahr war unsere Pasi über Ostern verreist, sonst wäre sie  auf der Stelle eingesprungen. So schmissen der Beste und mein Vater an den Feiertagen den Laden, aber am Dienstag musste der Beste wieder in die Bank und mein Vater hatte seinen Kalender voll mit Orts- und Gerichtsterminen. Pasi trat ihren Dienst  ja immer erst um halb acht an, vorher musste sie ihre eigene Familie versorgen. Manche Gäste brauchten ihr Frühstück aber schon zwischen sechs und sieben. Also kochte der Beste, bevor er zur Arbeit fuhr, noch Kaffee für die Frühaufsteher. Er war wirklich einsame Klasse und tat, was er nur konnte. 


Etwas habe ich in der Zeit gelernt, nämlich abzugeben und dass es auch ohne mich geht. Ein komisches Gefühl, wenn man daran gewöhnt ist, alles selbst zu erledigen und zu kontrollieren. Im Krankenhaus sagte eine Schwester zu mir, überlegen Sie mal, warum Ihnen das gerade jetzt passiert ist. Na ja, ich war ziemlich überfordert mit der Krankheit meiner Mutter und dem ganzen Drumherum. Mein Vater war keine Hilfe, er hatte sich bis kurz vor Ende völlig ausgeklinkt, nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Der Beste unterstützte mich nach Kräften, aber er musste ja seinem Beruf nachgehen, der vollen Einsatz erforderte. Mein Körper hatte wohl eine Auszeit nötig – und bist du nicht willig, so gebrauche ich Gewalt. Manchmal muss man eben zum Notwendigen gezwungen werden.

Nickname 10.03.2025, 19.53| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: ALLERLEI PLAUDEREI

FRAGE 3: HABEN SIE MEHRERE VORNAMEN? WARUM HABEN IHRE ELTERN DIESE GEWÄHLT?

Wissen Sie, mit Vornamen ist es ein eigenes Ding. Man kann sie nicht wechseln wie seine Unterwäsche, sondern trägt sie ein Leben lang. Eltern wissen oft gar nicht, was sie ihren Sprösslingen antun, indem sie einfach irgendeinen Namen wählen, der gerade en vogue ist. Denn das kann später für den Nachwuchs durchaus unerfreuliche Konsequenzen haben. Denken Sie an all die Mandys, Kevins, Marvins und Chantals, die – nur wegen ihres Namens – von ihren Mitschülern gemobbt, von Lehrern bei gleicher Leistung schlechter benotet und sogar von Arbeitgebern abgewiesen wurden, weil man sie für dümmer hielt als Leute, die anders heißen.

 

Meine jüngere Kusine Marina ist ebenfalls Opfer einer solchen Zeiterscheinung. Ihre Eltern schwärmten für den Sänger Rocco Granata, der in einem seiner Erfolgsschlager eine Marina besungen hatte. Sie waren nicht die einzigen, sodass die Ärmste später an jeder Straßenecke auf eine Namensvetterin stieß. Also, jetzt nicht wörtlich genommen, aber Sie verstehen schon: Der Name war absolut alltäglich, er hatte nichts Individuelles, Einzigartiges.

 

Mir erging es ein paar Jahre früher ganz ähnlich wie ihr. Während meine Mutter an einem glutheißen Augusttag im Krankenhaus Waldfriede sehnsüchtig auf meine Geburt wartete (ich war ein ziemlicher Brocken und hatte es durchaus nicht eilig, auf die Welt zu kommen), tagte in der W…straße der Familienrat. Das Kind musste schließlich irgendwie heißen, und so ein neuer Erdenbüger kommt nach neun Monaten ja auch immer ganz plötzlich. Viele Namen wurden erwogen und wieder verworfen, bis man sich am Ende für einen Jungen auf Thomas und für ein Mädchen auf Sabine einigte. Die waren gerade angesagt und man wollte mit der Mode gehen.


Andere wollten das auch, daher hieß in meiner Generation gefühlt jede Zweite so. Allein in meiner Schulkasse waren es vier! Das führte dazu, dass wir uns entweder alle gleichzeitig erhoben, wenn der Name aufgerufen wurde (damals standen wir noch auf, wenn wir von den Lehrern angesprochen wurden), oder kollektiv auf unseren Stühlen sitzenblieben. Sollte sich doch die melden, die die Antwort wusste… Ich will nicht sagen, dass ich deswegen eine Identitäskrise hatte, aber ganz ehrlich: Sabine und ich sind bis zum heutigen Tag nur ziemlich beste Freundinnen.

Zurzeit stehen Emma, Mia, Sophia und Hannah bei den Mädchen, sowie Matteo, Noah, Luca und Finn bei den Jungen ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala. Wenn das mal nicht die neuen Mandys, Kevins, Marvins und Chantals werden, ich ahne Schlimmes. Deshalb, liebe Eltern in spe, wenn Sie sich unbedingt vermehren müssen: Augen auf bei der Namenswahl!

Meinen zweiten und dritten Vornamen (mit Bindestrich geschrieben) verdanke ich übrigens meinen beiden Großmüttern. Sie waren Ende der 60er auch Patinnen unserer neu erbauten und frisch eröffneten Familienpension. Den Betrieb haben wir im Jahr 2000 aufgegeben; über drei Jahrzehnte lang fremde Menschen im Haus waren uns genug.  Der Name ist aber geblieben und weiterhin an der Fassade zu lesen.

Nickname 10.03.2025, 19.53| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: ALLERLEI PLAUDEREI

DURCH MEIN FELL STREIFT LAUER WIND

"...bin mit den Engeln fortgeflogen.

Leichte Flügel tragen mich geschwind

auf der Reise hin zum Regenbogen.

Seid nicht traurig, dass ich ging fort,

dass ich schloss die Augenlider.

Bin nun an einem friedlichen Ort,

und irgendwann sehen wir uns wieder."




MARNY, 2010? - 29. Januar 2025

Nickname 30.01.2025, 21.25| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: TIERLIEBE - GELIEBTE TIERE

2025
<<< März >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
     0102
03040506070809
10111213141516
17181920212223
24252627282930
31      
ÜBER MICH:Geboren vor 69 Jahren als waschechte Berliner Pflanze, mit reinem Spreewasser getauft und in der Heimatstadt fest verwurzelt geblieben.
Verheiratet mit dem besten aller Ehemänner und glückliches Frauchen von neun allerliebsten Fellnasen.





Einige Beiträge dieses Blogs enthalten
KOSTENFREIE, UNBESTELLTE Werbung
durch Bilder, Namensnennung und/oder Verlinkung,
welche meinen PERSÖNLICHEN GESCHMACK wiedergeben
und KEINE Kaufempfehlung darstellen!
Besucherzaehler