
Ausgewählter Beitrag
AUS DEM SCHATZKÄSTCHEN: EINS RAUF MIT MAPPE - EIN STÜCKCHEN NOSTALGIE
„Ach ja, früher, da war alles besser!“ Das sagen viele, aber so war es sicher nicht - und wenn doch, dann nur sehr bedingt. Es kommt ganz darauf an, in welcher Epoche man den größten Teil seines Lebens verbracht hat. Unsere Eltern und Großeltern würden wohl kaum von sich behaupten, sie hätten die besten aller Zeiten erlebt. Ihre Jugend und jungen Erwachsenenjahre waren geprägt von Krieg und Zerstörung, von Hunger und Angst. Eigentlich konnte es nur noch aufwärts gehen. Ich persönlich denke, dass meine Generation (Jahrgang 1955 und folgende) es hierzulande am glücklichsten getroffen hat. Wir leben seit unserer Geburt in Frieden, größtmöglicher Freiheit und sofern ich das beurteilen kann, weitestgehend in sozialer Sicherheit. Ich bin keine ewig Gestrige, die wehmütig den alten Zeiten nachtrauert. Es gibt aber Dinge, von denen ich meine, sie seien früher tatsächlich anders und besser gewesen.
Unsere Patentochter Sanni hat gerade ihr Abitur gemacht. Das erinnert mich an meine eigene Schulzeit. Wir hatten damals noch kein Kurssystem, sondern wurden bis zum Ende im Klassenverband unterrichtet. Natürlich gab es Cliquen, man mochte nicht alle Mitschüler gleich gut leiden, und ich gehörte eher zu den Unbeliebten. Trotzdem standen meine Klassenkameraden auf dem Gang vor dem Prüfungszimmer und drückten mir die Daumen, als ich ins mündliche Abitur musste, um mich von der Fünf in Mathe auf eine Vier zu retten. Als unser Lehrer dann endlich den Kopf durch die Tür steckte und flüsterte: „Ja, sie hat´s geschafft“, klatschten sie sogar Beifall.
Es
gab eine richtig tolle Schulabschlussfete; eigentlich war es schon eher ein
Ball. Wir hatten alles in eigener Regie geplant und vorbereitet, jeder steuerte
seinen Teil bei: Etwas für das leibliche Wohl, ein selbst getextetes Lied, eine
Parodie oder einen lustigen Sketch. Sämtliche Eltern und Lehrer waren
eingeladen, und sie kamen auch alle, um mit uns den Abschluss dieses
Lebensabschnitts zu feiern, bevor wir dann „hinaus ins feindliche Leben“ gingen.
Bei
Sanni verläuft schon längst vieles im Sande. Durch das Kurssystem werden
Freundschaften frühzeitig beendet, denn jeder setzt sich andere Schwerpunkte,
und in den letzten drei Semestern hat sie ihre Freundinnen im Unterricht nur
noch selten gesehen. Eine Abifeier war zwar geplant, aber „eigentlich hat
keiner so richtig Lust, sich um die Vorbereitungen zu kümmern. Es wollen
sowieso nicht alle kommen, sondern lieber mit ihren eigenen Leuten was machen.“
Ich finde das jammerschade. Ein bisschen Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt
wären doch ganz hübsche Mitbringsel aus der guten, alten Zeit.
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