Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: in Einsamkeit und Vergessenheit.
NIEMAND WEISS, WOHER SIE KAM: DESDEMONA
DESDEMONA
geb. ca. 2006
50 cm Schulterhöhe
Zwingernummer: C 120
Unscheinbar und von allen übersehen, so lebte
Desdemona seit der Eröffnung des Shelters in 2009 hinter den Eisenstäben ihres
kleinen Zwingers. Ein leeres Dasein im Gefängnis, in Einsamkeit und
Vergessenheit. Niemand weiß, woher sie kam und was aus ihrer Familie wurde.
Nahezu unsichtbar blieb die doch so hübsche Desdemona all die vielen Jahre lang. Sie lief aus ihrem Zwinger in den Auslauf und wieder zurück. Weder schenkte sie den Menschen große Beachtung, noch nahm jemand die Hündin wirklich wahr. Für ihre Betreuer war Desdemona wie ein Schatten, der kam und wieder ging.
Sie genoss die kurze Zeit im Auslauf, in der
sie ein wenig Freiheit erleben durfte; das Zusammensein mit den anderen Hunden,
die Sonne die ihr Fell wärmte. Dabei blieb sie jedoch immer still und
unauffällig.
Irgendwann beschlossen die Freiwilligen, die Hündin, die mittlerweile im Shelter zur Seniorin geworden war, aus ihrem Schattendasein zu holen, damit sie vielleicht doch noch ein Zuhause finden konnte. Sie nahmen sich Zeit für sie und schenkten ihr ein wenig mehr Zuwendung, übten mit ihr das Laufen an der Leine und gewannen ganz allmählich das Vertrauen der älteren Hundedame.
Desdemona schien dies zu gefallen. Sie ließ
immer mehr Nähe zu und taute zusehends auf. So wagten die Betreuer mit ihr
einen Tierarztbesuch, um Näheres über Desdemonas gesundheitlichen Zustand zu
erfahren und um eine Zahnbehandlung durchführen zu lassen, denn die Hündin
hatte schon immer einen schiefen Zahn.
Desdemona bekam vor dem Röntgen eine
Vollnarkose. Auf den Bildern war zu erkennen, dass der Ärmsten irgendwann
einmal der Kiefer gebrochen wurde, welcher dann – weil unbehandelt – schief
wieder zusammenwuchs. Damals hat sie wohl schreckliche Schmerzen ausgehalten.
Aber wen kümmerte das schon – es war ja schließlich nur ein Hund.
Ganz demütig und klein werde ich vor der
Größe von Hunden wie Desdemona. Trotz ihres schweren Schicksals, trotz
Vernachlässigung und Misshandlung tragen sie uns Menschen nichts nach und sind
immer wieder aufs Neue bereit, uns zu vertrauen und sich uns anzuschließen.
Eine weitere Behandlung scheiterte daran,
dass Desdemona die Narkose nicht vertrug und umgehend aufgeweckt werden
musste.
Nach dem Befund verstanden die Betreuer, weshalb Desdemona sich all die Jahre so zurückgezogen hatte. Vermutlich war einem der Mitarbeiter des Shelters der Spaten „ausgerutscht“, oder er hatte mit dem Fuß zugetreten, weil die Hündin sich nicht schnell genug in eine Ecke geduckt hatte. Unserer geliebten Wendy mag es ähnlich ergangen sein; denn leider ist das keine Ausnahme, weil die Arbeiter ihren Job in der Regel nur widerwillig verrichten und es nur selten wirklich gut mit den Hunden meinen.
Abgesehen von den seelischen Wunden hat
Desdemona rein körperlich keine Folgen davongetragen. Sie frisst normal, hat
keine offensichtlichen Schmerzen und ist für ihr Alter durchaus noch recht fit.
Nun fehlt ihr nur noch ein eigenes Zuhause,
in welchem nichts von ihr erwartet wird und man ihr Zeit lässt, das Erlebte zu
vergessen. Natürlich ist uns bewusst, dass es der Suche nach der berühmten
Nadel im Heuhaufen gleicht; denn Desdemonas Lebensspanne ist nur noch begrenzt
und die meisten Menschen scheuen sich vor dem baldigen Abschied.
Dazu möchte ich gern etwas sagen: Ja, die
Trennung tut weh und das eigene Herz wird jedes Mal um ein Stückchen kleiner,
welches mit dem geliebten Vierbeiner geht. Wir selbst hatten drei Fellkinder,
die uralt (13 und 14 Jahre) und schwerkrank zu uns kamen. Sie wurden von ihren
Familien unter fadenscheinigen Begründungen ins Tierheim abgeschoben. Wir
durften zwei von ihnen noch neun, das dritte immerhin acht Monate lang
liebhaben. Sie waren ganz wunderbare, einmalige Schätze, und wir sind dankbar,
dass wir ihnen – wie mein Mann es gern nennt - einen versöhnlichen Ausklang bereiten
durften.
Desdemona hat im Shelter gelernt, an der
Leine zu laufen. Sie ist freundlich zu Menschen und gut verträglich mit anderen
Hunden. Für sie wäre es schön, wenn im neuen Zuhause bereits ein netter
Hundekumpel auf sie warten würde, an dem sie sich orientieren könnte; denn sie
kennt ja noch nichts außerhalb der Welt von Mauern und Gitterstäben. Wichtig zu
wissen ist noch, dass Desdemona nicht mehr unter Narkose behandelt werden darf.
Möchten Sie dieser zauberhaften Hündin für
ihre letzte Zeit gern ein Gnadenplätzchen in Ihrer Familie und Ihrem Herzen
schenken? Dann wenden Sie sich doch bitte an unsere Vermittlerinnen. Vielen,
lieben Dank!
https://www.facebook.com/Chance.fuer.Shelterhunde(Daniela Bansche)
https://www.facebook.com/ProCanesEtEquos(Ulrike Worringer)
19.01.2024, 15.32 | (0/0) Kommentare | PL
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